Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Arbeitskreises Geographie und Geschlecht, der 1988 in der Schweiz gegründet und 1989 beim Deutschen Geographentag in Saarbrücken formal unter dem Namen „AK Feministische Geographie“ als Arbeitskreis anerkannt wurde, war die Humangeographische Sommerschule 2018 dem Thema „Gender and Space“ gewidmet und sollte in der Schweiz stattfinden. Das Organisationsteam setzte sich aus ehemaligen und aktiven Mitarbeiterinnen des Geographischen Instituts der Universität Zürich zusammen (Isabella Stingl, Karin Schwiter, Carolin Schurr, Marina Richter, Katharina Pelzelmayer, Sara Landolt, Sunčana Laketa, Heidi Kaspar, Johanna Herrigel, Muriel Côte, Itta Bauer). Gemeinsam arbeiteten wir ein abwechslungsreiches Programm aus, das sich insgesamt über fünf Tage (10-14.9.2018) in Zürich und Herzberg (im Kanton Aargau) erstreckte. In der Ausschreibung und Werbung für die Sommerschule richteten wir uns an Masterstudierende, PhD-Studierende und Postdocs, die sich mit dem Themenfeld Geschlecht und Raum beschäftigen (möchten). Mit 160 (!) Anmeldungen aus Deutschland, Finnland, Indien, Irland, Österreich, Schweden, Spanien und Ungarn übertraf das internationale Interesse an der Sommerschule alle Erwartungen! Aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten des Tagungshauses in Herzberg konnten wir aber «nur» 100 Studierenden und Forschenden eine Teilnahme an der Sommerschule ermöglichen.
Gruppenfoto Sommerschule „Gender and Space“
Vier feministische Stadtexkursionen durch Zürich eröffneten das Programm am 10. September 2018. Anschliessend reisten die Teilnehmenden zunächst mit Bahn und Bus, dann in einem kurzen Fussmarsch zum Tagungshaus in Herzberg. An der Sommerschule beschäftigten wir uns auf konzeptioneller Ebene mit Theorien an der Schnittstelle von Geschlecht und Raum. Hierbei ging es beispielsweise um die Auseinandersetzung mit den feministischen Ursprüngen des neuen Materialismus, oder um geschlechterreflektierende Theorien im Feld der Geopolitik und der Politischen Ökologie. Auf empirischer Ebene wurde ebenfalls eine breite Vielfalt an Workshops zu aktuellen Forschungsfeldern angeboten. Die Themen reichten von Care Ökonomien, über Cyborgs bis zur feministischen Gefängnisforschung. Auf methodischer Ebene schließlich stand die Frage im Zentrum, wie aus einer geschlechter-, raum- und sprachsensiblen Perspektive geforscht werden kann. Im gemeinsamen Austausch diskutierten wir zum Beispiel, wie wir methodisch vorgehen können, wenn wir Partizipation, Positionalität und Ethik in unserer Forschung ernst nehmen. Eine weitere Gruppe lotete das Potenzial affektueller Methodologien aus, andere befassten sich mit Aushandlungs-prozessen in Entwicklungskontexten.
Neben diesen Thematiken bestand auch ausreichend Raum für die Diskussion eigener Forschungsarbeiten, für Reflexionen über unterschiedliche Lehrangebote zu feministischer Geographie und für die Debatte über die Zukunft der Gender Studies und der feministischen Geographie. Ebenso vielfältig wie die Themen waren die angebotenen Formate: Podiumsdiskussionen, Workshops, eine Living Library mit Zeitzeuginnen aus unterschiedlichen Wellen des Feminismus in der Schweiz und ein Spontantheater, in welchem wir mit Geschlechterstereotypen spielten. Daneben gab es Diskussionsgruppen, einen Filmabend („Die Göttliche Ordnung“), einen animierten Spaziergang zu Berufswegen inner- und außerhalb der Akademie, vielfältige Exkursionsangebote (z.B. zu „Reclaiming the City“), Frühsport (Yoga, Joggen) u.v.m.
An der Programmgestaltung haben sich sehr viele aktiv engagiert und es würde den Rahmen dieses kurzen Berichts sprengen, hier alle namentlich aufzuführen. Wir als Organisationsteam möchten uns bei allen bedanken, die sich aktiv als Mit-Gestalter*innen am Programm beteiligt haben und die Sommerschule zu einem so tollen Erlebnis für alle Teilnehmenden werden ließen! Bereits während der Woche und auch in der standardisierten Auswertung am Ende der Sommerschule haben wir begeisterte Feedbacks erhalten. Der statusgruppenübergreifende Austausch war aus unserer Sicht äußerst erfolgreich. In einem hierarchiearmen Umfeld kamen jüngere und fortgeschrittene Forschende in Workshops und Diskussionsrunden zusammen, um gemeinsam Theorien, Konzepte und Methoden zu erarbeiten und dabei gegenseitig voneinander zu lernen.
Das wunderschöne Herbstwetter und die abgelegene, idyllische Lage des Tagungshauses haben das ihrige dazu beigetragen, dass es viele Gelegenheiten gab, sich auch außerhalb des formellen Programms zusammen draußen zu bewegen, auszutauschen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Eine Weiterführung der Diskussion ist bereits geplant: Der AK Geographie und Geschlecht lädt zu einem Vernetzungstreffen in Bonn (Alte VHS) vom 15.-18.11.2018 ein! Bei Interesse, bitte Kontakt aufnehmen unter: femgeotreffen2018@posteo.de
Das Organisationsteam der Sommerschule «Gender and Space»