Call für die nächste Ausgabe (Nr. 97)

Die kommende Ausgabe der Feministischen Geo-RundMail (Nr. 97) wird sich „Aushandlungen um Staatsangehörigkeit und Zugehörigkeiten“ widmen.

Dass Staatsbürgerinnenschaft/Staatsangehörigkeit in der Geographie thematisiert wird, aber dabei sehr unterschiedlich verstanden und in ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontexten verwendet wird, hat Staeheli bereits 2011 festgestellt. Dies zeigt sich empirisch beispielsweise in der derzeitigen Reflexion über die – unter dem Begriff „Remigration“ verhandelten – Forderungen rechter Akteure, Teile der Bevölkerung zu vertreiben. Hierbei wird auch deutlich, dass Staatsangehörigkeit und Zugehörigkeit keine natürlichen Kategorien sind und in machtvollen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen produziert und reproduziert werden. Auch wird die Frage der nationalstaatlichen Zugehörigkeit in den nächsten Jahrzehnten bedingt durch die Effekte des Klimawandels, dem daraus resultierendem Verlust von (besiedelbaren) Staatsgebieten und der Notwendigkeit der Migration an Bedeutung gewinnen. Prominent hat der pazifische Inselstaat Tuvalu auf diese Problematik hingewiesen, als sein Außenminister Simon Kofe Tuvalu im Rahmen der Weltklimakonferenz in Ägypten 2022 als erste digitale Nation ausgerufen hat. In der Ausgabe wollen wir einen Blick auf die Vielfalt von Aushandlungsprozessen um Zugehörigkeit über Staatsangehörigkeit/Staatsbürgerinnenschaft werfen – von staatlichen Praktiken über unterschiedliche gesellschaftliche Narrative (z.B. Mediendiskurse) bis hin zu alternativen oder aktivistischen Ansätzen (Mikronationen, Solidarity City-Politiken usw.).
Wir freuen uns über Beiträge (empirisch/theoretisch), die sich u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

  • Wie kann eine intersektionale Perspektive zu einem besseren Verständnis der Verhandlungen um Staatsangehörigkeit beitragen? In welche Machtverhältnisse sind solche Aushandlungen eingebunden?
  • Welche Fragestellungen werden durch eine inter-nationale, transnationale oder multiskalare Betrachtung des Themas aufgeworfen?
  • Wie sind Staatsangehörigkeit und Versicherheitlichung miteinander verbunden?
  • Welche alternativen Konzepte gibt es, die formale Staatsangehörigkeit herausfordern? Wie werden alternative Staatsangehörigkeiten von unten und von allen Seiten hergestellt?
  • Wie wird Staatsangehörigkeit im Alltag, z.B. durch Praktiken des Bordering reproduziert? Wo formieren sich Widerstände?
  • Wie wird Staatsangehörigkeit in Rechtskämpfen verhandelt? Inwiefern tragen diese zu einer Veränderung von Staatsangehörigkeit bei?
  • Welche Aushandlungsprozesse finden aktuell um Staatsangehörigkeit statt? Wer kann sich in solche Aushandlungen einbringen und welche Ausschlüsse werden praktiziert?

Die Beiträge können unterschiedlicher Art sein – die Ausgabe bietet sowohl Raum für klassisch-wissenschaftliche Texte (bis zu etwa 4 Seiten) sowie kreative Auseinandersetzungen mit dem Thema (z.B. Comics, Maps, …). Bitte sendet uns dafür bis zum 23.02 eine kurze Mail, wenn ihr einen Beitrag zu dieser Ausgabe leisten wollt an janina.dobrusskin@tu-dresden.de, s.petermann@uni-mainz.de und gomesdematos@em.uni-frankfurt.de. Um die Einreichungen der fertigen Beiträge wird bis zum 15.05. gebeten.

Janina Dobrusskin, Sandra Petermann und Catarina Gomes de Matos

Staeheli, L. A. (2011). Political geography: Where’s citizenship? Progress in Human Geography, 35(3), 393-400. https://doi.org/10.1177/0309132510370671