Die neue Feministische GeoRundmail Nr. 74 zum Thema KKG und DKG ist da!

Die neue Ausgabe der feministischen Geo-Rundmail ist da: Nummer 74 mit Berichten von KKG und DKG, zusammengestellt von Cata Matos.

In der kommenden Ausgabe der feministischen Georundmail soll es schwerpunktmäßig um Feministische Politische Geographie gehen. Beiträge können bis zum 25.03.2017 gesendet werden an: Sarah Klosterkamp (s.klosterkamp@wwu.de) und Elisabeth Militz (elisabeth.militz@unisg.ch)

Vernetzungstreffen Feministische Geographien / Geograf_innentreffen 2018 * 15. – 18. November 2018 in Bonn

Das Vernetzungstreffen Feministische Geographien findet seit 1988 an wechselnden Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Es wird von Studierenden organisiert und bietet eine Plattform für fachübergreifenden Austausch und Vernetzung rund um die geographische Geschlechterforschung. Vom 15.-18. November 2018 fand das Vernetzungstreffen 2018 in Bonn statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom selbstorganisierten studentischen Arbeitskreis FemGeo Bonn. Zur 30-jährigen „Jubiläumsedition“ kamen 40 Teilnehmende aus 14 Städten in die Alte VHS am Rande der Bonner Altstadt.

Foto 1: Rund 40 Teilnehmende besuchten Bonn für das Feministische Vernetzungstreffen. (JoHempel.com)

Das Treffen begann im Plenumssaal der ehemaligen städtischen VHS, in der der Kulturverein Rhizom e.V. seit August 2018 mit vielfältiger Unterstützung einen Ort für nicht-kommerzielle Kunst, Kultur, Politik und Bildung schafft. Nach Kennenlernen und inhaltlichem Einstieg boten drei Exkursionen die Möglichkeit, sich inhaltlich in die Themenbereiche der Feministischen Geographie zu vertiefen. Eine Foto-Exkursion zu Stadt, Geschlecht und Sexualität leitete Teilnehmende an, Motive in der Bonner Innenstadt zu fotografieren und anschließend in der Gruppe über vergeschlechtlichte Räume zu diskutieren. Die Exkursion Bonn Postkolonial führte zu Orten, an denen die kolonialen Kontinuitäten der Stadt sichtbar werden. Das Frauenmuseum Bonn bot eine Führung durch ihre Ausstellung zum Frauenwahlrecht an.

Die öffentliche Keynote des Vernetzungstreffen wurde von Lea Carstens und Linda Pasch gestaltet, die an Hand ihres eigenen kollaborativ-autoethnographisches Forschungsprojektes zu Körper und Emotionen in der Wissenschaft referierten. Besonders anschaulich wurde der Vortrag durch die Live-Zeichnung von Caroline Pochon.

Nach kurzem Durchatmen starteten die Teilnehmenden in den dritten Tag des Vernetzungstreffens, für den kollektiv ein Workshop-Plan erarbeitet wurde. Dies geschah mit der BarCamp-Methode, die ihren Fokus auf den Prozess des gemeinsamen Arbeitens statt auf die Produktion von verwertbaren Outputs legt. Teilnehmende diskutierten, malten, lasen und schrieben zu einer Vielfalt an Themen: Frauenstreik, Feminismus in Beziehungen, Feministisches Kartographieren, Intersektionalität, Geschlecht und Sozialisation, Gender and Technology. Die Gruppen stellten in einem abschließenden Plenum Arbeitsprozesse und Gedanken vor. Das Vernetzungstreffen endete mit der „Party against Patriarchy“, welche innerhalb der Aktionswoche „gesellschaft macht geschlecht“ vom Bonner AStA organisiert wurde.

Foto 2: Während der Keynote zeichnete Caro die zentralen Inhalte auf Papier (JoHempel.com)

Das Vernetzungstreffen nahm Feminismen vielfältig in den Blick: als Themen geographischer Forschung, als Inspiration zu neuen Formen der Wissensproduktion sowie als Möglichkeit universitäre Treffen kollektiver zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass sich eine neue Orga-Gruppe gefunden hat. Im Jahr 2019 werden Erlangen und Nürnberg Gastgeber*innen zum feministisch-geographischen Diskutieren und Vernetzen sein. Weitere Informationen zum nächsten Vernetzungstreffen wird es bald auf dieser Internetseite des Arbeitskreises Geographie und Geschlecht geben.

 

INFORMATIONEN VOR DEM TREFFEN

Keynote-Vortrag von Lea Carstens & Linda Pasch:
be_forschende Körper in der Wissensproduktion: Das Zusammenwirken von Raum, Macht und Emotionen am Beispiel eines kollaborativ-autoethnografischen Selbstversuchs
Körper und Emotionen spielen in einer feministischen Wissensproduktion eine wichtige Rolle. Ausgehend von unseren eigenen Forschungserfahrungen aus einem kollaborativ-autoethnografischen Selbstversuch wollen wir der Frage nachgehen wie Körper und Emotionen in der Forschung ernst genommen und zum Ausgangspunkt der eigenen Analyse gemacht werden können. Wir verstehen Körper und Emotionen dabei als (handlungs-)mächtige Entitäten, die neue Perspektiven auf das Forschungsfeld eröffnen können, Verortungen ernst nimmt und diese politisieren. Dabei schließen wir bewusst an feministische Kritiken der Women Writing Culture-Debatte und der Situiertheit von Wissen an, welche sich gegen ein angeblich objektives positivistisches Wissenschaftsparadigma wendet und dieses hinterfragt.

 

Die neue Feministische GeoRundmail Nr. 73 zum Thema Migration ist da!

Die neue Ausgabe der feministischen Geo-Rundmail ist da: Nummer 73 zum Thema „Migration„, zusammengestellt von Duygu Bräuer.

In der kommenden Ausgabe der feministischen Georundmail soll es einen Rückblick auf die Tagungen KKG (Kritischer Kongress der Geographie) und DKG (Deutscher Kongress der Geographie) geben, die in Tübingen im September stattgefunden haben. Das Heft soll die Bandbreite der feministischen Themen und Debatten auf den Tagungen widerspiegeln. Beiträge können bis zum 20.12.2017 gesendet werden an:  gomesdematos@em.uni-frankfurt.de (Catarina Gomes de Matos)

CfP: GeoRundMail September 2017 „Migration“

*English version see below*

Der Redaktionsschluss für die nächste Feministische Geo‐RundMail Nr. 73 (September 2017) ist der 20.08.2017. Die nächste Ausgabe beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema „Migration“.

Weltweit sind heute mehr Leute transnational unterwegs als in den letzten Jahrzehnten. Einige suchen neue Wege und die Gelegenheit für ein besseres Leben für sich und ihre Familie. Einige sind zur Migration gezwungen wegen Krieg, Konflikten oder anderen Gründen. Diese Gründe, die fast immer irgendwo auf der Welt gegeben sind, bedeuten aber auch: Migration ist kein neues Thema, sondern eine gesellschaftliche Normalität. Gender ist dabei ein zentrales Thema – in Bezug auf alle Formen, Gründe und Auswirkungen der Migration. Gender beeinflusst die Gründe für die Migration, wer auswandert und wer bleibt, die sozialen Netzwerke die Migrant*innen benutzen um auszuwandern, Integrationserfahrungen und Arbeitsmöglichkeiten im Einwanderungsland und die Beziehungen mit dem Herkunftsland. Das heißt: Geschlecht gestaltet jede Ebene von Migrationserfahrungen und ihre Machtdynamiken.

Eine lange Zeit wurden genderspezifische Aspekte von Migration allerdings wenig beachtet. Eine androzentristische Perspektive war (und ist bisweilen noch immer) vorherrschend. Wenn Frauen in den Blick kommen, dann gelten sie zumeist als Anhang wandernder Ehemänner für den Familiennachzug im Einwanderungsland (Pedraza 1991, 306). Unter dem Stichwort „Frauenhandel“ wurden und werden allerdings auch spezifische Frauenmigrationen wahrgenommen (Westphal 2004). Mit der Globalisierung und dem digitalen Kapitalismus sind aber auch neue Formen und Motive der Migration aufgetreten (Lutz 2010: 574). Frauen, überhaupt die unterschiedlichsten Geschlechter haben einen großen Anteil am Verlauf und Formen internationaler Migration; sie nehmen an internationalen Migrationsbewegungen teil, um eine neue Zukunft in anderen Ländern zu suchen. In Bezug auf Frauen wird dies „feminization of migration“ genannt. Allerdings sind Migrantinnen oft nur im Rahmen des Bedarfs nach weiblichen Arbeitskräften für bestimmte Tätigkeiten erwünscht. Auf dem Arbeitsmarkt gelten sie nicht als Konkurrenz, denn meist decken sie den Bedarf an flexibel einsetzbaren und gering bezahlten Arbeitskräften (als Reinigungskräfte, Alten- und Pflegehelferinnen, Babysitter, Kinderfrauen etc.) (Westpahl 2004). Die Zunahme an Bedarf nach diesen Tätigkeiten hat eine neue Migrationswelle ausgelöst und damit neue intersektionale Macht- und Geschlechtsbeziehungen über Reproduktions- und Care Arbeit gebildet. Der intersektionale Aspekt betont, dass Migrant*innen der Mehrfachunterdrückung z.B. als Frau, Arbeiterin und Ausländerin entgegentreten. Migrationen weisen somit selbst ein Gendering auf (Aufhauser 2000). Migration stellt also neue Machtbeziehungen her, die von Genderrollen, Identitäten, Familiendynamiken, Netzwerken, Diskriminierungsebenen und alltäglichen Erfahrungen beeinflusst sind. Migration kann dabei aber beides sein: Empowerment und Emanzipationsverluste für Migrant*innen.

Momentan wird viel über spezifische Migrationsbewegungen gesprochen: Wir sprechen über Flucht. Wir sprechen über ‚brain drain‘. Wir sprechen über temporäre, nachfrageorientierte und unabhängige Arbeitsmigration. Wir sprechen über Bewegungen innerhalb der Europäischen Union. Wir sprechen über Menschenhandel. Wir sprechen über undokumentierte Migrant*innen. Wir sprechen über globale Wanderung aus dem sogenannten globalen Süden in den globalen Norden. Entweder formell oder informell, entweder legal oder illegal. Migration ist eine Normalität in unserer Zeit. Sie erzeugt gerade deswegen neue Fragen, neue Handlungsmöglichkeiten und neue Bedürfnisse im Hinblick auf ihre geschlechtsspezifischen Aspekte.

Wir wünschen uns für diese Ausgabe Kurzbeiträge, Einwürfe, Kommentare und Essays, die folgende Themen betreffen, aber auch darüber hinaus gehen können:

  • Feminismus und Migration
  • Gender und Mobilität
  • Gender und Migration
  • Reproduktion / Care Arbeit
  • Identität in der Diaspora
  • Asyl und Flucht
  • Geschlechtsspezifische Gesellschaft in Diaspora
  • Ökonomische Ergebnisse und Arbeitsmarktzugang für Migrantin*innen
  • Migrantin*innen und Zugehörigkeit
  • Migrantin*innen und Bürgerschaft
  • Queere Migration und Mobilität
  • Queere Räume und Identität in der Diaspora
  • Zwangsmigration
  • Migrantische Organisationen
  • Menschenhandel
  • Diskriminierung und Xenophobie
  • Migration and Ungleichheiten
  • Migrationspolitik und rechtliche Rahmenbedingungen

Wir freuen uns über jeden Beitrag (z. B. Kurzbeitrag, Essay, Review, Kommentar, (Kurz‐)vorstellung von Forschungsprojekten usw.) und bitten um Einreichung bis zum 20.08.2017 bei Duygu Aloglu (duygualoglu@gmail.com).

 

In English:

The topic of our next issue of Feministische Geo-RundMail Nr. 73 (September 2017) is “Migration”. We welcome any contributions (such as short essay, essay, review, commentary, (short) presentation of research projects, etc.) and kindly ask for your submission until 20th August 2017 to Duygu Aloglu (duygualoglu@gmail.com).

Possible topics may include, but are not limited to the following:

  • Gender and mobility
  • Gender and migration
  • Feminism and migration
  • Reproduction / Care work
  • Identity in diaspora
  • Asylum and refugee
  • Gendered society in diaspora
  • Economic outcomes for migrant female workers
  • Migrants* and the idea of belonging
  • Migrants* and citizenship
  • Queer migration and mobility
  • Queer spaces and identity in diaspora
  • Forced migration
  • Migrant associations
  • Human trafficking /Human smuggling
  • Discrimination and Xenophobia
  • Migration and inequalities
  • Migration politics and legal frameworks

CfP: GeoRundMail Juli 2017 „Aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt“

Der Redaktionsschluss für die nächste Feministische Geo‐RundMail Nr. 72 (Juli 2017) ist der 18.06.2017 . Die nächste Ausgabe beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema „Aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt“.

CfP: Feministische Geo‐Rundmail  „Aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt“  [Kurzbeiträge, Einwürfe, Kommentare und Essays]

Im Kontext der Zweiten Frauenbewegung entstand ab den späten 1970er Jahren eine feministische Stadtkritik, die sich vor allem gegen die zeitgenössische moderne Stadtplanung und die daraus hervorgegangenen Siedlungsstrukturen richtete. Engagierte Architektinnen, Stadtplanerinnen, Geografinnen und Soziologinnen dekonstruierten städtische Strukturen und planerische Leitbilder und legten diejenigen Mechanismen und Strukturen offen, die hierarchische Geschlechterordnungen stabilisierten. Dabei ging es um Geschlechterstereotype und ‐rollen, aber auch die Trennung von Produktion und Reproduktion sowie von Öffentlichkeit und Privatheit. Pragmatisch machten sie Vorschläge für die Gestaltung von städtischen Räumen, die unter anderem eine Überwindung der hierarchischen geschlechterspezifischen Arbeitsteilung möglich machen sollten. Mit der von feministischen Wissenschaftler_innen geführten Debatte um „Angsträume“ wurden spezifische Lebensrealitäten und subjektive Wahrnehmungen von Frauen sichtbar gemacht. Die Frage nach (Un‐)sicherheit hatte eine emanzipatorische Aneignung der Stadt zum Ziel und hegte vor diesem Hintergrund Hoffnungen auf die Entwicklung neuer, gerechterer Formen des Städtischen. Fast 40 Jahre später zeigt sich, dass sich solche Hoffnungen nicht wirklich erfüllt haben. In den Planungswissenschaften, der Stadtsoziologie und der Geographie – den drei Forschungsrichtungen, die über Jahrzehnte eng mit der feministischen Stadtplanung verbunden waren – wird der Zusammenhang von „Stadt und Geschlecht“ oder „Stadt und Frau“ seit mehr als 10 Jahren nur noch selten explizit diskutiert. Eine Beschäftigung mit dem Thema findet in begrenztem Maße im Kontext von intersektionalen stadtbezogenen Studien sowie in Auseinandersetzungen über „Raum und Geschlecht“ statt sowie im Rahmen einer Wissenschaftskritik, in der frühere feministische Ansätze gewürdigt und der noch immer vorherrschende Androzentrismus aktueller Stadtforschung kritisiert wird. Dieses Verebben der feministischen Debatte mit Bezug auf Stadt ist wohl kaum mit einer vollständigen „Umsetzung“ der früheren Kritiken in der Stadtplanung und Gesellschaft zu erklären. Im Gegenteil haben feministische Ansätze zwar insofern Relevanz in der Stadtplanung entfalten können, dass Leitbilder wie die >Stadt der kurzen Wege< inzwischen unumstrittener Bestandteil vieler Stadtentwicklungskonzepte sind und auch Handbücher, Kriterienkataloge und Best‐Practice‐Publikationen für Gender Planning in vielen Kommunen vorliegen. Diese fokussieren jedoch häufig auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse vielfältiger „Ziel‐“ oder „Nutzer_innengruppen“ und nicht auf einen grundsätzlich anderen, macht‐ und gesellschaftskritischen Entwurf des Urbanen. Ein transformatives Potenzial feministischer Stadt‐ und Planungskritik ist damit kaum noch erkennbar. Die Auseinandersetzung z. B. mit intersektionalen oder queeren Forschungsergebnissen wird – wenn diese denn überhaupt wahrgenommen werden – auf Versuche reduziert, >städtische Vielfalt anzuerkennen<. Radikale feministische Forderungen wurden im Gender Mainstreaming kanalisiert. Die von der Angsträume‐ Debatte aufgeworfene Frage nach (Un‐)Sicherheit hat heute ihr emanzipatorisches Potential verloren und wird fast ausschließlich im Kontext der Kontrolle öffentlicher Räume diskutiert. Vor dem Hintergrund dieser (hier zugegebenermaßen in Teilen zugespitzt dargestellten) Entwicklung werden wichtige Fragen aufgeworfen: Wo stehen feministische Stadtforschung, ‐geographie, ‐soziologie und Planung‐ (swissenschaften) heute? Welche (neuen) Formen der feministischen Beschäftigung mit dem Städtischen gibt es? Diesen Fragen wollen wir in der kommenden Ausgabe der Feministischen Georundmail nachgehen. Wir wünschen uns für diese Ausgabe Kurzbeiträge, Einwürfe, Kommentareund Essays, die

_ aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt aufzeigenund reflektieren;

_ (eigene) feministische Forschungsarbeiten über die Stadtaus den letzten Jahren vorstellen;

_ zukünftigen Forschungsbedarf und kreative (Forschungs‐ und Planungs‐) Methoden darstellen und

_ feministische Utopien für die Stadt entwerfen. Die Ausgabe erscheint im Juli 2017.

Wir freuen uns über jeden Beitrag (z. B. Kurzbeitrag, Essay, Review, Kommentar, (Kurz‐)vorstellung von Forschungsprojekten usw.) und bitten um Einreichung bis zum 18.06.2017. Sandra Huning (sandra.huning@tu‐dortmund.de )
Catarina Gomes de Matos (GomesdeMatos@em.unifrankfurt. de)

Die neue Feministische GeoRundMail Nr. 70 ist da!

Die neue feministische GeoRundMail ist da! Die Ausgabe Nr. 70, Januar 2017, wurde von Susann Schäfer (Universität Jena) und Christine Wenzl (Universität Bonn) zum Thema Gendered Economic Practices zusammengestellt.

CfP für die nächste Ausgabe April 2017 „Geographische Bildung und Geschlecht“

CfP für die Juli-Ausgabe 2017 „Aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt“

CfP: GeoRundMail April 2017 “Geographische Bildung und Geschlecht”

Die nächste Ausgabe (Redaktionsschluss: 15. März 2017) beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema Geographische Bildung und Geschlecht.
Aspekte von Geschlechtlichkeit werden in den Debatten um Geographische Bildung nur sporadisch aufgegriffen. Wo sie Thema didaktischer Forschung sind, stehen meistens geschlechtsspezifische Unterschiede im Lern- und Raumverhalten von Schüler*innen unter Rückgriff auf eine differenz-theoretisch-argumentierende Geschlechterforschung im Fokus. Die kommende Ausgabe der Geo-RundMail nimmt dies zum Anlass, das weitere Potenzial der Feministischen Forschung sowie der Queer- und Gender Studies für die Auseinandersetzung mit Geographischer Bildung auszuloten. Wir freuen uns über Beiträge, die:
– Feministische Ansätze sowie Queer- und Gender Studies für die Geographiedidaktik fruchtbar machen.
– Forschungsarbeiten zu Geschlechterverhältnissen, -repräsentationen und -adressierungen in Schule und Unterricht vorstellen.
– die Relevanz von Genderaspekten im Kontext der Professionalisierung von Lehrkräften beleuchten.
AK-Mitglieder und Geo-RundMail-Leser*innen sind herzlich eingeladen, Beiträge zum Schwerpunktthema für die nächste Ausgabe der Geo-RundMail bei den beiden Heraus-geberinnen Verena Schreiber (verena.schreiber@ph-freiburg.de) und Jacqueline Jugl (Jacqueline-Jugl@gmail.com) einzureichen. Willkommen sind darüber hinaus auch Rezensionen, Literaturübersichten, Hinweise auf Veranstaltungen und Tagungen sowie Informationen zu geplanten, laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekten und anderem mehr. Die Beiträge können sowohl in deutscher als auch englischer Sprache verfasst werden.

CfP: GeoRundMail Juli 2017 „Aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt“

Im Kontext der Zweiten Frauenbewegung entstand ab den späten 1970er Jahren eine feministische Stadtkritik, die sich vor allem gegen die zeitgenössische moderne Stadtplanung und die daraus hervorgegangenen Siedlungsstrukturen richtete. Engagierte Architektinnen, Stadtplanerinnen, Geografinnen und Soziologinnen dekonstruierten städtische Strukturen und planerische Leitbilder und legten diejenigen Mechanismen und Strukturen offen, die hierarchische Geschlechterordnungen stabilisierten. Dabei ging es um Geschlechterstereotype und -rollen, aber auch die Trennung von Produktion und Reproduktion sowie von Öffentlichkeit und Privatheit. Pragmatisch machten sie Vorschläge für die Gestaltung von städtischen Räumen, die unter anderem eine Überwindung der hierarchischen geschlechterspezifischen Arbeitsteilung möglich machen sollten. Mit der von feministischen Wissenschaftler_innen geführten Debatte um „Angsträume“ wurden spezifische Lebensrealitäten und subjektive Wahrnehmungen von Frauen sichtbar gemacht. Die Frage nach (Un-)sicherheit hatte eine emanzipatorische Aneignung der Stadt zum Ziel und hegte vor diesem Hintergrund Hoffnungen auf die Entwicklung neuer, gerechterer Formen des Städtischen.
Fast 40 Jahre später zeigt sich, dass sich solche Hoffnungen nicht wirklich erfüllt haben. In den Planungswissenschaften, der Stadtsoziologie und der Geographie – den drei Forschungsrichtungen, die über Jahrzehnte eng mit der feministischen Stadtplanung verbunden waren – wird der Zusammenhang von >Stadt und Geschlecht< oder >Stadt und Frau< seit mehr als 10 Jahren nur noch selten explizit diskutiert. Eine Beschäftigung mit dem Thema findet in begrenztem Maße im Kontext von intersektionalen stadtbezogenen Studien sowie in Auseinandersetzungen über >Raum und Geschlecht< statt sowie im Rahmen einer Wissenschaftskritik, in der frühere feministische Ansätze gewürdigt und der noch immer vorherrschende Androzentrismus aktueller Stadtforschung kritisiert wird.
Dieses Verebben der feministischen Debatte mit Bezug auf Stadt ist wohl kaum mit einer vollständigen „Umsetzung“ der früheren Kritiken in der Stadtplanung und Gesellschaft zu erklären. Im Gegenteil haben feministische Ansätze zwar insofern Relevanz in der Stadtplanung entfalten können, dass Leitbilder wie die >Stadt der kurzen Wege< inzwischen unumstrittener Bestandteil vieler Stadtentwicklungskonzepte sind und auch Handbücher, Kriterienkataloge und Best-Practice-Publikationen für Gender Planning in vielen Kommunen vorliegen. Diese fokussieren jedoch häufig auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse vielfältiger >Ziel-< oder >Nutzer_innengruppen< und nicht auf einen grundsätzlich anderen,
macht- und gesellschaftskritischen Entwurf des Urbanen. Ein transformatives Potenzial feministischer Stadt- und Planungskritik ist damit kaum noch erkennbar. Die Auseinandersetzung z. B. mit intersektionalen oder queeren Forschungsergebnissen wird – wenn diese denn überhaupt wahrgenommen werden – auf Versuche reduziert, >städtische Vielfalt anzuerkennen<. Radikale feministische Forderungen wurden im Gender Mainstreaming kanalisiert. Die von der Angsträume-Debatte aufgeworfene Frage nach (Un-) Sicherheit hat heute ihr emanzipatorisches Potential verloren und wird fast ausschließlich im Kontext der Kontrolle öffentlicher Räume diskutiert.
Vor dem Hintergrund dieser (hier zugegebenermaßen in Teilen zugespitzt dargestellten) Entwicklung werden wichtige Fragen aufgeworfen: Wo stehen feministische Stadtforschung, -geographie, -soziologie und Planung(swissenschaften) heute? Welche (neuen) Formen der feministischen Beschäftigung mit dem Städtischen gibt es? Diesen Fragen wollen wir in der kommenden Ausgabe der Feministischen Georundmail nachgehen.
Wir wünschen uns für diese Ausgabe Kurzbeiträge, Einwürfe, Kommentare und Essays, die
– aktuelle feministische Perspektiven auf die Stadt aufzeigen und reflektieren;
– (eigene) feministische Forschungsarbeiten über die Stadt aus den letzten Jahren vorstellen;
– zukünftigen Forschungsbedarf und kreative (Forschungs- und Planungs-) Methoden darstellen und
– feministische Utopien für die Stadt entwerfen.
Die Ausgabe erscheint im Juli 2017. Wir bitten um halbseitige Abstracts bis zum 31.01.2016 und um erste Textentwürfe bis zum 31.05.2017.
Sandra Huning (sandra.huning@tu-dortmund.de)
Catarina Gomes de Matos (GomesdeMatos@em.uni-frankfurt.de)