Die kommende Ausgabe der Feministischen Geo-RundMail (Nr. 97) wird sich „Schnittstellen von Care und Digitalisierung“ widmen.
In den letzten Jahren hat die rasante Intensivierung der Digitalisierung unser aller Alltagsleben tiefgreifend verändert. Insbesondere permanent neue Tools digitalisierter Kommunikation, sozialer Medien und online gebuchter Dienstleistungen betreffen soziale Interaktionen und Verhältnisse, insbesondere vergeschlechtlichte Formen von Care und Sorgearbeit. Von Social Media Apps zum Freundschaften finden und pflegen, über virtuelle Gesundheitsberatungen bis hin zu Pflegerobotern oder digital buchbaren Betreuungs- und Pflegepersonen prägen digitale Technologien die Art und Weise, wie bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit verrichtet und erlebt wird.
Digitale Technologie versprechen eine Erleichterung zahlreicher Lebensbereiche und reproduzieren dabei geschlechtliche Arbeitsteilung: digitale Verkehrsleitsysteme oder free floating carsharing zielen auf eine Mobilitätsoptimierung für direkte Wegstrecken, nicht aber auf Wegeketten an Orte der Sorgearbeit; Smart Homes erfordern hohe Investitionen in digitale Versorgungstechnologien wie Staub- und Wischroboter und lassen die häusliche Sorgearbeit (zusätzlich) außerhalb des Hauses erledigen; Care Plattformen schaffen einen ausgeweiteten Arbeitsmarkt für prekär beschäftigte Sorgearbeiter*innen, die Kinderbetreuung, Essenslieferung oder Putzen auf Abruf übernehmen. Im Widerspruch zu den versprochenen Vorteilen einer Auslagerung, Flexibilisierung und Optimierung der Sorgearbeit durch digitale Technologien und Plattformunternehmen thematisieren feministische Studien sowohl ermächtigende Potentiale als auch problematische Auswirkungen der Digitalisierung im Bereich der Sorgearbeit.
In dieser Ausgabe der FemGeoRundMail möchten wir den Blick auf die Schnittstellen und Wechselwirkungen von Care und Digitalisierung lenken. Während diese Themenfelder in ganz unterschiedlichen humangeographischen Feldern wie der Wirtschafts-, Stadt- oder Arbeitsgeographie verhandelt werden, fragen wir: Welche neuen Erkentnisse gewinnen wir auf die Schnittstellen von Care und Digitalisierung mittels einer feministisch geographischen Perspektive? Was ist der Mehrwert einer Betrachtungsweise, die die verschiedenen humangeographischen Perspektiven auf Care und Digitalisierung zusammenbringt? Ziel dieser Ausgabe ist es, die aktuellen Forschungsthemen und Diskussionen zu den Schnittstellen von Care und Digitalisierung in den Feministischen Geographien aufzuzeigen.
Für diese Ausgabe der FemGeoRundmail freuen wir uns daher über Beiträge mit einem Fokus auf die Schnittstelle(n) von Care und Digitalisierung. Mögliche, aber nicht ausschliessliche, Themenkomplexe sind:
- Smart Home / digitale Technologien im Haushalt
- Caring Smart Cities
- Digitale Arbeitsvermittlung und Care Plattformen
- Bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit
- Geschlechterverhältnisse in der Gig Economy
- Intersektionale Ungleichheiten in der Care Economy
- Empowerment von Sorgearbeiter*innen durch digitale Technologien
Willkommen sind sowohl eher konzeptionelle als auch eher praxisbezogene Beiträge auf Deutsch oder Englisch in Form von Forschungsvorhaben, Berichten aus laufenden Projekten, Rezensionen, aktivistische Erfahrungsberichte, Ergebnisse aus Bachelor- oder Masterarbeiten, Zusammenfassungen von Seminararbeiten sowohl in Form von Texten, Bildern, Audio- oder Videolinks.
Der Aufruf richtet sich an alle Engagierten und Interessierten der Feministischen Geographien. Wir ermutigen insbesondere Studierende und junge Wissenschaftler*innen dazu, Ihre Arbeiten und Ideen einzureichen.
Wir freuen uns über Interessensbekundungen bis zum 31.05.2024 an Janne Martha Lentz (janne.lentz@uni-graz.at) und Christiane Meyer-Habighorst (christiane.meyer-habighorst@uzh.ch). Die Abgabe der finalen Beiträge soll bis zum 15.07.2024 erfolgen.