Der Arbeitskreis (AK) Geographie und Geschlecht hat sich auf seiner letzten Sitzung, die am 25.10.2019 im Rahmen des Deutschen Kongresses für Geographie in Kiel stattfand, in AK Feministische Geographien umbenannt. Damit sind wir sprachlich zu unseren Wurzeln zurückgekehrt – startete das Projekt doch 1989 unter dem Namen „AK Feministische Geographie“. Die erneute Namensänderung soll die inhaltliche und personelle Öffnung, die 2005 unter dem Titel „Geschlecht“ erreicht werden sollte keinesfalls zurücknehmen. Damals ging es nicht zuletzt darum, auch Forschungen zu und von Männern*, Trans*- und Inter-Personen zu inkludieren und Theorienpluralität zu fördern (vgl. Wucherpfennig/Fleischmann 2008: 352). Angesichts der aktuellen politischen Lage erschien uns jedoch eine explizitere politische Verortung notwendig. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der depolitisierenden Neoliberalisierung der Hochschulen, der immer noch sehr beständigen Geschlechterungleichheiten auch an geographischen Instituten und des Erstarkens rechter Bewegungen, die einen Anti-Genderismus propagieren.
Eine potentielle Umbenennung war in den letzten Jahren immer wieder Thema auf den Sitzungen des AK. Dem lag der Wunsch zugrunde, die Arbeit des Arbeitskreises jenseits der Geschlechterforschung stärker zu würdigen (vgl. Bauriedl et al 2019). Denn viele der inzwischen 145 Mitglieder betreiben keine Geschlechterforschung im engeren Sinne, sondern wenden vor allem feministische Methoden und Methodologien an oder engagieren sich für eine geschlechtergerechte Wissenschaft. Das heißt, statt Geschlecht als Gegenstand der Forschung stehen als Ziele von Forschung und Wissenschaftspolitik die Macht- und Herrschaftskritik, u.a. entlang der Kategorie Gender, sowie ein gesellschaftlicher Wandel im Zentrum. Während genau aus diesem Grund einige Personen gegen die Umbenennung argumentierten – die Arbeit des AK sei doch auch jetzt schon feministisch, der Name also zweitrangig – gab es starke Fürsprecher*innen für die Umbenennung. Das Hauptargument war, den politischen Anspruch innerhalb und außerhalb der Wissenschaft auch im Namen sichtbar zu machen. Spätestens als in Kiel Brigitte Wotha (Strande), die schon bei der Gründung des AKs dabei war, sagte: „Seit Jahrzehnten, seitdem ich im AK bin, ändert sich viel zu wenig an den Geschlechterverhältnissen. Deswegen ist die Bezeichnung ‚feministisch‘ für mich dringend notwendig“, waren die meisten von der Wichtigkeit einer Umbenennung überzeugt. Die Abstimmung über die Namensänderung war letztlich eindeutig: von den gut 40 anwesenden Personen stimmten fast alle für die Umbenennung in „AK Feministische Geographien“, es gab nur drei Enthaltungen.
Für den AK: Jenny Künkel, Anne Vogelpohl, Jan Kordes
Literaturhinweise
Bauriedl, Sybille, Nadine Marquardt, Carolin Schurr und Anne Vogelpohl (2019): Celebrating 30 years of feminist geographies in the German-speaking countries Germany, Switzerland* and Austria. In: Gender, Place & Culture 26(7-9), S. 1049-1063.
Wucherpfennig, Claudia und Katharina Fleischmann (2008): Feministische Geographien und Geographische Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum. In: ACME: An International Journal for Critical Geographies 7(3), S. 350-76.