Die Abschlusspublikation ist erschienen: Handbuch Feministische Geographien – Arbeitsweisen und Konzepte
Von 2016-2019 förderte die DFG unser Wissenschaftliches Netzwerk zum Thema Feministische Geographien des new materialism. In diesem Kontext wurden materialistische Perspektiven auf die und in der feministischen Geographie aufgearbeitet und mit aktuellen Fragestellungen z.B. um die Technologisierung der Natur und des Körpers oder um den Stellenwert von Materialität in heutigen (geschlechtsspezischen) Arbeitswelten verknüpft. Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Antrags:
„Feministische Ansätze haben sowohl in den Sozial- als auch den Naturwissenschaften wegweisende theoretische Impulse und Entwicklungen hervorgebracht. Auch gegenwärtig ermöglicht ein in feministischen Debatten wurzelnder Ansatz neue, wertvolle Konzeptionen gesellschaftlicher Probleme: der new materialism, der der Wirkmächtigkeit von Materialität in sozialen wie natürlichen Prozessen besondere Aufmerksamkeit schenkt. Der Ansatz zielt darauf ab, in Fortführung feministischer Arbeiten Dualismen jeglicher Art (bspw. zwischen Geschlechtern oder zwischen Kultur und Natur) zu überwinden. Dieser jüngste Beitrag feministischer Theoriebildung hat in die Humangeographie bislang kaum Eingang gefunden, obwohl er Kernfragen der Disziplin wie das komplexe Wechselspiel zwischen Mensch und Natur aufgreift.
Das Wissenschaftliche Netzwerk hat zum Ziel, die feministischen Bezüge und Denktraditionen des new materialism freizulegen, den Ansatz für die deutschsprachige Humangeographie fruchtbar zu machen und gleichzeitig in die internationale feministische Theoriebildung zurückzuwirken, indem das Netzwerk Beiträge zur Analyse von Materialität kollaborativ erarbeitet. Um diese ‚feministischen Geographien des new materialism‘ entfalten zu können, strukturieren drei aufeinander aufbauende Teilziele das Vorgehen des beantragten Netzwerkes: (1) die detaillierte Rekonstruktion feministisch-materialistischer Ansätze und eine Systematisierung der Kontinuitäten zwischen älteren und aktuellen Debatten um Materialität; (2) die reflektierte Übertragung der feministischen Theoriearbeit zum new materialism auf die humangeographische Theoriebildung sowie auf entsprechende empirische Forschungsdesigns; und (3) die Rückführung der diskutierten Erkenntnisse in die internationale feministische Theoriebildung zu Materialität.“
Das erste Treffen hat bereits im Juni 2016 in der Nähe von Waldshut stattgefunden und sich mit dem Verhältnis von historischem und neuem Materialismus in Bezug auf das Thema „Arbeit“ auseinandergesetzt. Zu Gast war Elisabeth Bäschlin aus Bern – eine der Vorreiterinnen der feministischen Geographie im deutschsprachigen Raum und Expertin für den historischen Materialismus in der Diskussion um Arbeit, Klasse, Natur und Gewalt.
Das zweite Treffen fand im September 2016 in Bad Pyrmont statt und nahm die Materialität der Natur im Spannungsfeld des älteren Ansatzes des Ökofeminismus und aktueller Strömungen Feministischer Politischer Ökologien in den Blick.
Das dritte Treffen hat im Juni 2017 in Bad Rotenfels stattgefunden. Thematisiert wurden dort Kernthemen feministischer Forschung – Körper und Geschlecht – im Hinblick auf ihre Materialität sowie auf ihre Konstruiertheit.
Für das vierte Treffen trafen wir uns im November 2017 in Wentorf bei Hamburg, um über Technosciences und Technik-Soziale-Beziehungen zu diskutieren. Zu Gast hatten wir dafür Maria Fannin von der University of Bristol, die sich schon lange mit Feminismus, Geographie und Materialität auseinandersetzt und jüngst viel zu „plancental relations“ gearbeitet hat.
Das fünfte Treffen hat im Juni 2018 im Waldschlösschen bei Göttingen stattgefunden. Im Mittelpunkt dieses Treffens standen Emotionen and Affekte als Momente einer materialistisch-geographischen Forschung. Zu Gast war Emma Dowling der Uni Jena, die das Netzwerk mit ihrer Erfahrung und ihrer Begeisterung für die Bedeutung von Affekten sowohl aus neuer als auch aus historisch-materialistischer Perspektive befruchtet hat.
Das sechste Treffen im Februar 2019 in Rauenthal sowie das siebte Treffen im November 2019 in Essen haben sich in erster Linie den Manuskripten für die geplanten Publikationen gewidmet.
Mitglieder des Netzwerkes waren:
Sybille Bauriedl (Hamburg / Flensburg)
Sandra Calba (Osnabrück)
Inken Carstensen-Egwuom (Flensburg)
Iris Dzudzek (Münster)
Nina Fräser (Hamburg)
Birgit Hoinle (Tübingen)
Jan Hutta (Bayreuth)
Sarah Klosterkamp (Bonn)
Eva Kuschinski (Hamburg)
Sunčana Laketa (St. Gallen / Bern)
Nadine Marquardt (Bonn)
Elisabeth Militz (Bern)
Catarina Gomes de Matos (Frankfurt am Main)
Linda Pasch (Frankfurt am Main)
Verena Schreiber (Freiburg)
Carolin Schurr (Bern)
Nina Schuster (Dortmund)
Karin Schwiter (Zürich)
Anke Strüver (Graz)
Anne Vogelpohl (Hamburg)
Alexander Vorbrugg (Bern)
Leon Witzel (Berlin)
Kontakt zum Netzwerk: netzwerk@ak-feministische-geographien.org